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Zu Neujahr 1921 machten wir, mein Mann - damals noch mein Verlobter - und ich
einen Besuch bei meinem kranken Neffen Fredy in der Heilanstalt Grimmenstein.
Es war dies unser erster gemeinsamer Ausflug.
Von Grimmenstein gingen wir über die Ramsalpe nach Gloggnitz. Es lag sehr
viel Schnee, die Sonne aber meinte es nur allzu gut, so wurde aus dem Schnee
Matsch und das Gehen immer beschwerlicher. Hätte ich Robert nicht bei mir
gehabt, ich wäre wahrscheinlich unterwegs liegen geblieben. Er hat mir
damals das Leben gerettet, indem er mich mehr trug als ich ging.
Zu Ostern 1921 fuhren wir dann nach Mariazell. Für mich schon deshalb ein
Erlebnis, weil ich doch bis dahin außer zu meinen Verwandten in Ternitz
oder Weingarth noch nirgends hingekommen war. Einmal auch zu einer Tante in
Kindberg.
Und nun kam am 17. September des Jahres 1921 der Beginn unserer Hochzeitsreise
oder sollte man es lieber Wanderung nennen? Wir fuhren bis Gleißenfeld
und gingen nach Weingarth. Unsere Hochzeitsnacht verbrachten wir auf einem Strohsack
auf dem Fußboden von Onkels Zimmer. Von dort wanderten wir am nächsten
Morgen wieder nach Grimmenstein, wo wir meine Mutter und Schw. Huber aus Rottenbach
trafen. Die beiden fuhren dann heim; wir aber blieben diesmal in Grimmenstein
über Nacht. Morgens konnten wir Fredy nochmal sehen; dann begannen wir
unsere Tour über die Rams, diesmal war schönes Wetter, so gab es keine
Schwierigkeiten und wir kamen über Gloggnitz und den Silbersberg nach Priglitz.
Dort mußten wir beim Kaufmann etwas besorgen und erkundigten uns gleich
wegen des Weges auf den Schneeberg. Wir erhielten wohl die Auskunft, doch mit
dem Bemerken, daß WIR den Weg niemals schaffen würden. Fast hätte
der Mann recht gehabt, aber nicht wegen unserer Untüchtigkeit, sondern
meiner schlechten Schuhe wegen. Ich verlor einen Absatz und Robert mußte
ihn mühsam mit einem Stein wieder festnageln. Schuhe waren bei unserer
Armut immer ein heikliges Kapitel. Nun kamen wir aber doch gegen Abend auf die
Bodenwiese; dort fragten wir nach dem Lackaboden, eine Hütte, die später
abgebrannt und nie mehr aufgebaut wurde. Man wies uns den Weg mit dem Bemerken,
ob wir schon schlafen gehen wollten. Nun ging es durch einen Märchenwald.
Ich hatte Schöneres noch nie geseh’n! Als wir in der Hütte Quartier
hatten, ein nettes kleines Zimmer, gingen wir spazieren. Zum Schlafen war es
wirklich noch zu früh. Der Weg, den wir gingen, war steil und sehr steinig.
Als einige Leute vorüberkamen, sagte eine Frau: „Aber des is ja übers
Laaer Stadtpflaster!“ Sie sagte es so gelungen, daß wir herzlich
lachen mußten. In der Nacht klopfte es an’s Fenster: „Paula, mach
auf!“ Da wir uns nicht rührten, ging das noch eine Weile. Wo diese
Paula war, haben wir nicht erfahren. - Den nächsten Tag ging es dem Gipfel
zu. Dabei hätten wir uns bald verloren. Es gingen zwei Wege. Robert ging
sie zu erkunden, weil er aber sehr lange nicht kam, dachte ich, er sei schon
am richtigen Weg und ging nach. Hätten wir nicht eine Verständigung
durch den Schröflpfiff erreicht, wäre es für mich nicht gut gegangen.
Ich hatte weder Geld bei mir, noch sonst etwas. Na, wir haben uns wieder gefunden,
es ging weiter bis zur Fischerhütte. Wo wir den nächsten Tag bergab
gingen, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls kamen wir auf den Kuhschneeberg.
Da begegnete uns eine verhutzelte 80jährige Bauersfrau, die sich vergeblich
bemühte, ein kleines Kalb, das den an ihrem Anwesen vorbeiziehenden großen
Kühen nachgelaufen war, wieder heimzubringen. Die Frau bat uns, ihr zu
helfen. Robert bekam den Strick zur Führung, die Bäuerin ging mit
Brot voran und ich mußte mit einem Stock hinten nach gehen. Anfangs sträubte
sich das kleine Tier gewaltig, weiterzugehen, dann auf einmal ein wilder Satz
und Robert lag auf den Knien. Die Hose war natürlich zerrissen. Aber endlich
kamen wir doch zu dem Bauernhaus, eigentlich mehr Häuschen. Es war nur
eine armselige Küche und ein kleines Zimmer, in dem Mutter und Sohn wohnten;
der Stall war größer und dort durften wir, nachdem wir noch Milch
und Butterbrot bekommen hatten, auf Stroh schlafen. So waren wir von dem Strohsack
in der ersten Nacht auf loses Stroh in der letzten Nacht unserer „Hochzeitsreise“
gekommen. Es war nach den vorhergegangenen wunderschönen Tagen Regen gekommen
und schon nachts schmerzten meine Beine furchtbar. Wir kamen zur Mamauwiese
und gingen der Bahn zu. Kaum konnte ich Roberts Tempo folgen, der mit bitterbösem
Gesicht voraneilte. Jahre nachher fragte ich ihn, warum er so bös war,
da sagte er: „Weil ich mir dachte, jetzt gehörst du nicht mehr mir
allein.“
Wir kamen gerade noch zum letzten Zug, der nach Wien fuhr, zurecht. Es war Eisenbahnerstreik.
Nun es war im Großen doch für uns beide eine herrliche Zeit und wir
haben noch oft daran gedacht; wenn’s auch nicht Venedig war - das kam erst viele
Jahre später.
Im Jahre 1922 im Juni, ich war im 4. Monat schwanger, fuhren wir nach Ternitz.
Nach einer Übernachtung dort ging’s zu Fuß vorbei an der Herrmannshöhle
nach Friedberg. Von dort fuhren wir nach Fehring. Dann ging es wieder zu Fuß
über Jennersdorf nach Mogersdorf. Dort konnten wir im Heimathaus unserer
Schwägerin Anna, Richards Frau, übernachten. Wir hatten uns unterwegs
bei einem Bauern Most gekauft. Die Flasche war in Roberts Rucksack aufgegangen
und hatte sein Nachthemd durchtränkt, der Geruch war furchtbar.
Nächsten Morgen gingen wir über die ungarische Grenze nach St. Gotthard.
Richard war dort in der Uhrenfabrik beschäftigt, als Zifferblattmaler.
Die beiden Brüder, Richard und mein Mann, freuten sich natürlich sehr,
sich nach so langer Zeit wiederzusehen. Sie waren ja nach Roberts Heimkunft
aus der Gefangenschaft noch nicht wieder zusammengekommen. Wir blieben einige
Tage dort und fuhren dann per Bahn heim.
1923 war nun Klein-Robert schon der Dritte in unserem Bunde und von jetzt an spreche oder schreibe ich auch von Robert sen. nur mehr als von Vater. 1923 war ich also den ganzen Juni bei meist regnerischem kalten Wetter mit dem Kleinen in Weingarth bei Hans-Onkel. Anfang Juli hatte Vater Urlaub und wir konnten eine 14tägige Wanderung machen. Meine Mutter blieb bei dem Kleinen. Das Wetter war strahlend schön.
Im August 1924 fuhren wir auf der Donau bis Eferding. Ich war diesmal im zweiten
Monat der Schwangerschaft und fürchtete die Übelkeiten. Wider Erwarten
ging es mir aber gut. Wir gingen von Eferding nach Neukirchen. Es war ein Abendrot,
wie ich’s vorher nie so schön gesehen. Aber als wir am nächsten Morgen
erwachten, regnete es in Strömen. Wir gingen weiter, fragten in verschiedenen
Gaststätten um Quartier, doch war nirgends etwas frei. Und unentwegt strömte
der Regen herab. Endlich nach 9stündiger Wanderung im Regen durften wir
uns in Wendling, völlig durchweicht, in einem Tanzsaal zur Ruhe legen.
Von Wendling hätten wir ja in eineinhalb Stunden unsere Bekannten in Rottenbach
erreichen können, aber wir waren beide herzlich froh, es erst am nächsten
Tag zu tun. Zwei Tage blieben wir in Rottenbach, dann ging es weiter über
Haag am Hausruck nach Eberschwang. Im Gasthaus saßen eine Menge Männer,
alle die Hüte auf dem Kopf. Da erklangen die Abendglocken, die Männer
erhoben sich, nahmen den Hut ab und blieben stehen, bis das Läuten vorbei
war. Dann setzten sie die Hüte wieder auf, sagten „Guten Abend“
und setzten sich wieder zu Plausch und Kartenspiel. Von Eberschwang ging es
nun den nächsten Morgen nach Waldzell, wo wir zum Mittagessen eintrafen.
Nach dem Essen über Franschereck drei Stunden durch den Kobernauserwald.
Rechts und links sahen wir unzählige wunderschöne Herrenpilze und
konnten doch nichts damit anfangen. In dem Gasthaus am Ende des Waldes gab es
außer Käse nichts zu essen; schlafen mußten wir auf dem Dachboden
zusammen mit Holzknechten und in der Nacht mußten wir die Betten verschieben,
weil es uns auf die Tuchenten regnete. Den nächsten Tag ging es weiter
nach Mauerkirchen, wo ein Monteur, mit dem Vater 1914 in der Türkei war,
ein kleines E-Werk leitete. Von Mauerkirchen fuhren wir nach Salzburg und Hallein.
Vater vergaß seinen Mantel in der Bahn. Trotzdem rutschten wir im Halleiner
Bergwerk vergnügt zum Salzsee hinunter.
Nun aber mußte es wieder heimgehen in den Alltag. Diesmal per Bahn bis
Wien, wo uns Mutter und Klein-Robert schon erwarteten.
Den Urlaub 1925 verbrachte ich mit meinen beiden Buben Robert und Fredy in
Ternitz. Mein Cousin Hans hatte mir ein winziges Ausgedingehäuschen zur
Verfügung gestellt. Viel ist davon nicht zu berichten. Je nach Laune der
Kinder und des Wetters war es einmal besser, einmal schlechter, doch immer so,
daß Trude, die zeitweise auch dort war, sagte: „Aber Tante, du singst
den ganzen Tag.“
Einmal in der Zeit war es aufregend; es brannte in der Nacht im Nachbarhaus
und es mußte auch bei uns jemand auf dem Dach sein, um bei etwaiger Zündung
durch Funkenflug sofort zu löschen.
Im September fuhr ich dann nach Prag, wo ich 14 wunderschöne Tage mit Vater
verbrachte. Am 14. November übersiedelte ich mit den Kindern zu Vater nach
Prag. Wir wohnten dort in einem Außenbezirk so ländlich, daß
wir gar keinen Urlaub gebraucht hätten.
Trotzdem ging es 1926 im Juni in die Macocha (Tropfsteinhöhle in Mähren),
anschließend nach Wien. Es waren die beiden Brodilmädels dabei; sie
wollten ihre Geburtsstadt wiedersehen. Wir fuhren dann nach Mariazell, von dort
ging es zum Hochkar (die genaue Route weiß ich nicht mehr). Am Fuße
des Hochkars, in Fachwerk, Richtung Wildalpen, hat es uns eingeregnet; wir mußten
zwei Tage dort bleiben, haben es aber mit Frohsinn, Heiterkeit, Gesang und sehr
gutem Most leicht ertragen. Geschlafen haben wir auf dem Boden gemeinsam mit
den Flößern der Salza.
Auf dem Hochkar sagte Fanni: „Aber Schw. Gretel, Sie klettern ja wie eine
Gemse.“ (Und sonderbarerweise tat vor ein paar Tagen unser Nachbar Flum
den gleichen Ausspruch. Ob ich mich von meinem 31. bis zum 85. Jahr so wenig
änderte?)
Nun, von Fachwerk ging es wieder zu Fuß die Salza entlang über Palfau
nach Großreifling; nach Übernachtung in einem Riesensaal am nächsten
Morgen über Kleinreifling nach Waidhofen an der Ybbs. Von dort wieder heim
nach Wien und wieder nach Prag.
Ermöglicht hat mit solche Urlaube nur die liebevolle Bereitschaft meiner
Mutter, in der Zeit in Prag bei den Kindern zu bleiben.
Auch im Jahre 1927 war Mutter da und wir konnten wandern. Diesmal ging es an
die polnische Grenze zur Hohen Tatra. Wir waren dabei 7 Personen und hatten
einen großen Kessel mit, um uns Tee oder Erbswurstsuppe u.dergl. zu kochen.
Wir wanderten in ziemlicher Höhe von der polnischen Seite gegen Strbsky
Pleso. Zweimal schliefen wir in Gasthöfen, die von Wienerinnen geleitet
wurden. Es waren zwei Schwestern, die sich dort angesiedelt hatten.
In der Tatra sind sehr viele kleine Seen, sogenannte Augen. Der Temperaturunterschied
ist riesig groß. An ein und demselben Tag mußten wir morgens das
Eis aufhacken, damit wir uns Tee kochen konnten, um die Mittagszeit aber konnten
wir in einem der nächsten „Augen“ baden und unsere Wäsche
waschen. Gipfel bestiegen wir nur einen, nämlich den Risi (2500 m). Von
dort ging es abwärts bis Strbsky Pleso. Das ist ja ein großer See.
Wir machten abends, bei Vollmond, eine herrliche Bootsfahrt. Während der
ganzen Wanderung hatten wir meist nur Salami und Sardinen, die wir uns vorher
an den Ort des Beginnes unserer Tour schicken ließen, gegessen, in den
Übernachtungshäusern meist nur Fleisch bekommen. Nun sehnten wir uns
nach einer tüchtigen Mehlspeise und bestellten 2 Portionen Kaiserschmarren,
auf tschechisch Trhanez, d.h. der Zerrissene. Man brachte uns eine Schüssel,
so groß, daß wir alle sieben reichlich genug hatten. Nun mußten
wir leider am nächsten Morgen wieder heimzu, machten aber doch noch einen
Abstecher in die Eishöhlen von Demenow.
Trotz all’ des Schönen und Interessanten waren wir dann doch wieder froh,
bei unseren Kindern zu sein.
Bald hätte ich jetzt vergessen: In der Zeit, als Vater in Theresienstadt
war, machten wir auch eine Fahrt auf der Elbe bis Herrenkretschen. Die Gegend
wird „Tschechische Schweiz“ genannt und schließt an die sogenannte
„Sächsische Schweiz“. Es ist dort alles Sandsteingebirge mit
bizarren Formen von Türmen und auch einem naturgewachsenen Tor. Der Wasserfall
allerdings, man mußte mit dem Boot dorthin fahren, wurde oben aufgestaut
und wenn Besucher kamen, mittels eines Seiles vom Boot aus zum Herabstürzen
gebracht. Da sind unsere Wasserfälle doch imposanter.
Im Juni 1928 ging es auf die Ternitzerhütte, am Hengst, knapp unter dem
Baumgartnerhaus am Schneeberg. Die Hütte war unbewirtschaftet und wir bekamen
die Schlüssel durch meine Cousine Juli und ihren Mann, die beim Ternitzer
Touristenverein waren. Während der Woche war die Hütte nur für
uns und meine Cousine Regine und ihren 5jährigen Buben. Die Kinder hatten
ihre Freiheit; wir konnten dort kochen, mußten allerdings den nötigen
Proviant mit den Rucksäcken aus Puchberg holen. Aber noch war es uns ja
nicht zu beschwerlich. Auch waren wir mit den Kindern, Fredy 3 und Robert noch
nicht 6 Jahre, auf dem Gipfel des Schneebergs; auch einmal über den nördlichen
Grafensteig.
Geschlafen haben wir auf Matratzenlager und während wir die Woche hindurch
Platz in Fülle hatten, kamen von Samstag zu Sonntag so viele Ausflügler,
daß wir zusammengeschlichtet waren wie Sardinen. Da aber alles heiter
war, hatten wir nur eine große Hetz. So verbrachten wir 3 schöne
Wochen.
1929 machten wir eine Fünftagewanderung mit den Kindern. Von Weidlingau
ging es den ersten Tag bis Heiligenkreuz. Als wir das Stift vom Berg aus unter
uns liegen sahen, sagte ich zur Freude (oder zur Belustigung) der Kinder „Die
Kreuzschau“ von Adelbert Chamisso auf. Übernachtet haben wir in Heiligenkreuz,
dann ging es weiter über Pottenstein, Furth und die Mirafälle, die
Hohe Wand nach Grünbach. Fredy tat mir damals sehr leid. Er war schon so
müde. In Grünbach gab es einen Riesenteller saure Extrawurst, die
den Kindern wieder neue Lebensgeister einhauchte. Den dritten Tag durchwanderten
wir die Johannesbachklamm und kamen über Mollram nach Ternitz. Den nächsten
Tag den uns sehr bekannten Weg durch den Forst nach Gleißenfeld und nach
Weingarth zu Onkel Hans, dem Bruder meiner Mutter. Damit war die Reise beendet.
Den nächsten Tag ging’s nur zu Bahn und heim.
Ich hatte dann im Sommer einen Kuraufenthalt in Deutsch-Altenburg, der mir sowohl
die Befreiung von meinen Ischiasschmerzen als auch einiges Sehenswerte brachte.
Hainburg, Petronell, Theben, das Amphitheater zwischen Altenburg und Petronell
und auch das römische Museum in Deutsch-Altenburg.
1930 war Vater mit den beiden Buben allein auf Wanderschaft. (Robert: mit dem Schiff nach Maria Taferl, dann bis zum Ötscher und per Bahn nach Hause.)
Auch 1931. Leider weiß ich nicht mehr, wohin ihre Tour ging. Ich konnte ja in den beiden Jahren nicht mitkommen, weil im Juni 1930 Werner zur Welt kam. (Robert: von Wien zum Schneeberg.)
1932 arbeitete Vater in Altmünster und ich konnte durch Mutters Bereitschaft,
bei den Kindern zu bleiben, zu ihm fahren. Auch Störs waren zu der Zeit
dort. Leider hatten wir durch 4 Tage ununterbrochenes Regenwetter. Fini und
ich halfen der Wirtin in der Küche. Da an einem Tag gerade eine große
Hochzeit war, war die Wirtin natürlich sehr froh um die Hilfe. Ich weiß
noch, daß wir Fisolen und Marillenknödel kochten. Am 5. Tag aber
wurde es schön. Wir fuhren zu viert nach Hallstatt, besuchten die Gletschermühlen
auf dem Dachstein. Von Hallstatt, Bahnstation, mußten wir natürlich
erst über den See fahren. Waren dann über den Malerweg in Waldbachstrub
und Waldbachursprung. Über den Kaisersteig zu den Gletschermühlen,
über das Radltal zum Hinteren Gosausee. Die Sonne, die uns die Tage vorher
so gar nicht hold war, brannte nun unbarmherzig auf unsere nackten Arme, so
daß Fini und ich einen tüchtigen Sonnenbrand davontrugen. Beim Hinteren
Gosausee stand ein unbenütztes Jagdhaus, wo wir ein Fußbad nehmen
konnten, was unseren müden Füßen ein wahres Labsal war. Nun
wieder weiter, über den Vorderen Gosausee erreichten wir nach 10 Stunden
Gosau. In der Wirtsstube ließen wir uns auf die Bänke fallen und
fast hätten wir nicht mehr aufstehen können, um uns in die Betten
zu begeben. Am nächsten Tag aber war die Müdigkeit vergessen, verblieben
war nur die Erinnerung an alles Schöne, das wir gesehen.
Weiter ging es durch Gosaumühl zum Salzsteg (Soleleitung), wo wir uns von
Störs trennten. Sie gingen nach Zell am See, wir aber wanderten oben auf
der Salzbrücke bis Steg, dann über Goisern, Ramsau bis Ischl. In Ischl
übernachteten wir. Den folgenden Tag ging es über Weißenbach
zu dem Hinteren Langbathsee, der mich in seiner Schönheit sehr beeindruckte.
Ist er doch, ringsum von Bergen umgeben, wie ein eingefaßter Edelstein.
Nun kamen wir von dort zum Vorderen Langbathsee, nach Ebensee, Traunkirchen
zurück nach Altmünster. Störs kamen auch wieder, fuhren dann
aber auf den Feuerkogel. Vater und ich waren einige Male in Gmunden baden. War
der Traunsee auch ziemlich kalt, so doch auf jeden Fall sehr erfrischend. Einmal
wurden wir auch, als wir bei der Lainanstiege am Fuß des Traunsteins waren,
von einem tüchtigen Gewitter überrascht und suchten Schutz in den
Felsen am Ufer. Es war dort ein Behälter für Ruder, einem Sarg ähnlich,
auf den setzten wir uns.
1933 war nur Vater mit den größeren Buben auf Wanderung. Nachzulesen in Vaters Aufzeichnungen.
1934 wollte mir Vater unbedingt ein Fahrrad kaufen. Eigentlich hatte ich Angst
davor und dachte, ich würde das Fahren nie erlernen. Da kam ein Freund
Rudolfs zu Besuch; es kam die Sprache darauf, welche Fehler von den Anfängern
gemacht werden. Ich hatte aufmerksam zugehört, es beherzigt und binnen
einer Stunde das Radfahren erlernt, trotzdem ich schon 39 Jahre alt war. Vater
mußte in der Zeit Blitzableiterüberprüfungen machen und für
neue Bestellungen werben. Da nahm er mich denn, 3 Wochen nachdem ich das Rad
bekam, auf eine Tour mit.
Wir fuhren sehr früh von Weidlingau ab. In Hetzendorf gab es den ersten
Unfall: ich fuhr an einen Kandelaber. Anscheinend ohne Folgen; die kamen erst
später zum Vorschein. Wir fuhren weiter auf der Straße nach dem Süden.
Na, einmal sah ich zu intensiv auf einen Randstein und schon lag ich im Straßengraben.
Diesmal gab es ein angeschlagenes Kinn. Und weiter ging’s nach Neunkirchen,
nach Ternitz.
Nachdem wir dort übernachtet hatten, fuhren wir gegen Gloggnitz. Ich spürte
und hörte ein Krachen im Gouvernal. Ich rief Vater, der mir immer weit
voraus fuhr. Vater hörte mein Rufen erst sehr spät, aber endlich doch.
Er konstatierte einen Bruch am Lenkrad, wahrscheinlich durch den Kandelaber,
Wir gingen also zu Fuß, bis wir in Schottwien einen Schmied fanden, der
dem Schaden durch Schweißen ein Ende machte. Von Schottwien auf den Semmering,
die alte Semmeringstraße hinunter; ich immer befürchtend, dem vor
mir fahrenden Mann hineinzufahren. Aber wir kamen glücklich hinunter und
zum Preiner Gscheid hinauf. Dort hatte Vater zu tun und ich konnte in dem schönen
Wald auf ihn warten. Vom Preiner Gscheid ging es dann weiter über Neuberg,
Krampen, Niederalpl, Totes Weib nach Frein, wo ein Kollege Vaters mit seiner
Familie auf Urlaub war. Wir übernachteten dort.
Am anderen Morgen fuhren wir dann über den Lahnsattel. Der Kollege begleitete
uns ein Stück des Weges. Bevor wir zum Berg kamen, waren auf der Straße
drei ganz schmale Steigerl nebeneinander. Vor uns eine Herde Kühe und der
Herr Rausch sagte: „Warten S’, Frau Schröfl, ich treib die Kühe
weg.“ Aber anstatt weg, trieb er mir eine Kuh just in den Weg auf dem ich
fuhr. Ich kam gerade mitten an die Kuh, die quer stand, sie machte einen Satz,
Gottlob von mir weg und ich lag am Boden. Geschehen war nichts.
Ãœber den Lahnsattel, der mir ob des schmalen Weges und seiner Steilheit
etwas Furcht machte, kamen wir nach Mariazell und Gußwerk. In Gußwerk
war ein ehemaliger Arbeitskollege Vaters, Elektromeister in einem kleinen E-Werk.
Wir blieben dort über Nacht. Dann führte uns der Weg über Kernhof,
St.Ägyd, Marktl, Lilienfeld und Hainfeld ohne weitere Unfälle zurück
nach Wurzbachtal, womit meine erste größere Radtour beendet war.
1935 war Vater in Russe und ich konnte, durch Vaters besseren Verdienst, mir
erlauben, mit meinem damals 5jährigen Werner zu ihm zu fahren. Wir fuhren
mit dem Expreßdampfer. Österreich hatte zu der Zeit 4 Expreßschiffe
auf der Donau im Verkehr.
Es war dies für mich eine herrliche Erholung, diese drei Tage auf dem Wasser.
Dann kam noch die schöne Zeit bei und mit Vater. 14 Tage von dem sechswöchigen
Aufenthalt in Bulgarien verbrachten wir in Messembria, heute Nessebar genannt.
Wir fuhren über Varna. Von dort ging es mit einem Küstenschiff zu
der Halbinsel. Wir fuhren spät abends weg und landeten ca. 4 Uhr früh
in Messembria. Wir suchten das Bad auf, da war natürlich weder die Kassa
offen, noch sonst jemand da. Wir legten uns an den Strand und schliefen, nach
der ziemlich durchwachten Nacht, gleich ein. Als wir gegen 9 Uhr erwachten,
wimmelte es um uns von lauter nackten Männlein und Weiblein.
Nun gingen wir auf Quartiersuche, fanden auch eines, wohl etwas sehr primitiv.
Das Bett bestand aus 4 starken Pfosten, ein Leistenrahmen, darauf Bretter und
zwei Strohsäcke. 2 Sessel und ein Tisch mit 3 Beinen vervollständigten
das Mobiliar. Die Hausleute selbst hatten in ihrem Raum nichts als ein paar
eingerollte Matten, die nachts aufgerollt auf dem Fußboden das Lager ergaben.
Aber es war doch schön. Wir fanden einen einsamen Strand, ca. 1 km lang,
den konnten wir ganz für uns allein genießen. Taten es auch fleißig.
Nur, die Sonnte brannte heiß herab und mein armer kleiner Werner hatte
von den Bändern, die die Hose halten mußten, und dem Sonnenbrand
ganz wunde Schultern. Aber er trug es ohne Klage.
Messembria besitzt noch interessante Ruinen aus der Römerzeit, war aber
auch sonst für uns sehr interessant. Zum Beispiel waren viele Geschäftslokale
ohne Eingangstüren. Es wurde von den zur Straßenseite offenen Läden
verkauft. Man konnte da auch dem Bäcker gleich bei der Arbeit zusehen.
Auch andern Handwerkern, wie Schneidern oder Schustern. Ob das wohl noch immer
so ist? Nun, wir lebten jedenfalls schön und sehr billig. Aber Vaters Urlaub
nahm ein Ende; wir mußten nach Russe zurück. Wieder mit dem Küstenschiff
zurück nach Varna. Zum Abschied delektierten wir uns noch in einer Konditorei.
Ich legte mich gleich in der Mitte des Schiffes auf einen Liegestuhl. Vater
ging mit Werner auf dem Schiff herum, mit der Bemerkung, daß die Seekrankheit
nur von der Erziehung abhänge. Die Krankheit erfaßte aber alle Passagiere
und als einen der ersten unseren Werner. Es gab auch einige erheiternde Szenen,
die zu beschreiben ich leider nicht in der Lage bin.
Am Bahnhof in Varna wollte Vater, aus welchem Grund weiß ich nicht mehr,
unbedingt den Bahnhofsvorstand sprechen. Wir waren im Zug, natürlich ohne
Fahrkarte und ohne Geld. Dreimal hatte der Zug schon gepfiffen zur Abfahrt und
ich fürchtete ernstlich, wir würden ohne Vater abfahren. Da sprang
er zum Glück im letzten Moment auf den letzten Wagen auf und kam zu uns.
Mir fiel ein Stein vom Herzen.
In Russe ging das Leben normal weiter. Ich kochte zwar, hatte aber doch sehr
viel Zeit, spazieren zu gehen. Einmal als ich mit Frau Stör auf dem Markt
war, erlebten wir auch etwas. Die Fleischer hatten die nur halbierten Tiere
in einer Höhe aufgehängt, daß der untere Teil fast den Boden
streifte. Und unten saß eine der zahlreichen streunenden Katzen und fraß
an dem Fleisch. Als Fini der Fleischhauer darauf aufmerksam machte, hieß
es nur: „Ja, die hat auch Hunger.“ Die Mentalität ist dort eben
anders. Man behandelt die Tiere, Pferde, Esel, Hühner u.s.w. durchaus nicht
liebevoll, es würde aber niemandem einfallen, die kleinen wildgezüchteten
Kätzchen umzubringen.
Leider kam der September heran und Werner und ich mußten Vater wieder
verlassen. Meine beiden „Großen“ brauchten mich doch wieder
daheim. Diesmal konnten wir leider nur bis TurnSeverin mit dem großen
Expreßdampfer fahren, denn der Wasserstand der Donau war so niedrig, daß
die großen Schiffe nicht mehr weiter fahren konnten. Zum Glück gehörten
wir zu den Bevorzugten, die trotzdem eine Kabine hatten. Die Fahrt nach Wien
dauerte 5 Tage. Zeit, all das Gesehene und Erlebte zu durchdenken. Das Interessanteste
auf der Rückfahrt war ein Aufenthalt, zur Besichtigung von Ada Kaleh, wo
in und auf alten Ruinen Menschen lebten und Gärten gezogen wurden. Schön
war natürlich auch wieder die Fahrt durch das Eiserne Tor, wo seitlich
eine noch von den Römern gebaute Straße läuft und die Schiffe
von dort aus noch getreidelt werden.
In Budapest hatten wir vier Stunden Zeit, uns die Stadt zu besichtigen und ich
schrieb an Vater: „Ich habe die Besichtigung mitgemacht (per Stadtrundfahrt),
denn wer weiß, ob ich sonst noch einmal dazu komme.“ Ich hatte recht,
denn nie mehr kam ich nach Budapest. Nun aber ging es nach Wien und ich war
glücklich, wieder in meiner schönen Wohnung und bei meinen Buben zu
sein.
Von 1936 ist nicht viel zu berichten. Wir mieteten im Klostertal, zwischen Gutenstein und Schneeberg, Zimmer und Küche. Der Haushalt ging weiter wie daheim, nur machten wir natürlich Ausflüge per Rad, Fredy hat sich einen Hochsitz in einem Baum hinterm Haus gebaut, Robert aber machte seine erste Alleintour auf den Schneeberg. Ich denke, er war mächtig stolz darauf. Wäre die Feuchtigkeit des Tales meinem Rheuma nicht so ungünstig gewesen, wären wir wohl noch andere Jahre dahingefahren.
1937 war Vater wieder in Bulgarien, hauptsächlich in Sofia, beschäftigt
und konnte nur seinen Urlaub mit uns verbringen. Nach längerem Hin und
Her einigten wir uns darauf, nach Grub in Oberösterreich zu fahren. Es
war dies eine Ortschaft nahe bei Rottenbach, wo Hubers wohnten, und unsere Quartierfrau
eine Tochter Hubers. Ich war sehr froh darüber, hatte ich doch Frau Huber
seit 1928 nicht mehr gesehen. Sie war mir aber sehr lieb.
Die großen Kinder hatten auch außer der Natur noch Unterhaltung,
weil es viele Bekannte in Haag am Hausruck gab. Bei einem Unterhaltungsabend
war für mich nach langer Zeit wieder einmal Gelegenheit zu tanzen. Ich
nützte es weidlich und fühlte mich um Jahre jünger. Hatte ich
doch, als ich noch jung war, des öfteren in Rottenbach im großen
Hausflur getanzt und mit der Mundharmonika die Walzer dazu gespielt. Nun war
etwas von der Jugendfröhlichkeit zurückgekehrt.
Bei der Hinfahrt nach Grub waren Vater, Robert und ich per Rad mit dem von mit
verfertigten Hauszelt gefahren. Es hatte aber keinen Boden und just als wir
es zum Schlafen aufstellen wollten, fing es an zu regnen. So war trotz untergelegtem
Tannenreisig der Boden naß. Robert und ich schliefen der Kälte wegen
fast nicht, Vater schon. Am Morgen aber waren nicht wir, sondern Vater grantig,
weil ihm kalt war und beim nächsten Kaufmann besorgte er sich ein Flanellhemd.
Na, es ging vorüber.
Fredy und Werner waren mit dem Schiff mit den Rädern nach Linz gefahren
und fuhren von dort mit dem Rad nach Grub. Fredy kannte den Weg. Er war, als
ich 1935 in Russe war, in Rottenbach auf Urlaub.
Vater konnte nur 4 Wochen bei uns bleiben, so fuhr ich mit ihm nach Wien, damit
der Abschied nicht zu schwer wurde. Als ich dann wieder nach Grub fuhr, sagte
Robert, er sei schon froh, daß wieder Ordnung in die Wirtschaft käme.
Wir blieben dann bis zum Schulbeginn.
Nachtrag : Vater kam am 30. Sept von Sofia heim, um nach Berlin, damals noch
ungeteilte Hauptstadt Deutschlands ins „Wernerwerk“ zu fahren. Ich
durfte mit. Wir nahmen die Westbahnstrecke und fuhren über Prien nach Aschau,
zu Plenks. Vater hatte im Sommer bei Frau Donts 70. Geburtstag Lina getroffen.
So lernten wir Linas Mann und die beiden Töchter kennen. Wir blieben eine
Nacht, mehr konnten wir uns bei der Geschäftsreise nicht leisten, dann
ging es weiter nach Berlin.
Während Vater geschäftlich zu tun hatte, besichtigte ich die Stadt.
Dabei passierte es mir, daß ich auf einmal wieder auf derselben Stelle
war, wie zuvor. Die Straßen waren sternförmig gebaut.
Gewohnt haben wir in der Nähe des Brandenburger Tors, wo nun knapp daneben
die „Mauer“ steht. Damals aber war alles noch in Ordnung; die meisten
Menschen positiv für Hitler eingestellt. Nun jedenfalls war es für
mich interessant, die große Stadt zu sehen. Habe Vater auch aus Siemensstadt
abgeholt und mich nur geärgert, daß die Straßenbahn nur in
einem Intervall von 20 Minuten fuhr. Den Zoo haben wir gemeinsam besucht und
ich sah zum ersten Mal Krokodile, die allerdings ganz ruhig und faul unten im
Wasser lagen, während wir oben über die Brücke gingen. Der Zoo
war ja viel moderner ausgestattet als Schönbrunn. Beim Aschinger, es war
dies ein billiges Lokal, aßen wir saure Lunge, die süß war,
Fischschnitzel, die in Paradeissauce schwammen. Als Vater sich trotzdem am nächsten
Tag wieder Fischschnizel bestellte und extra sagte, ohne Sauce, da kam es trotzdem
wieder wie gehabt, mit dem Bemerken, wir haben nur ein bißchen Butter
d’ran getan. Das Essen konnte also unseren Geschmack nicht befriedigen. Einmal
waren wir auch in „Sanssouci“. Da mußte man große Filzpantoffel
anziehen, wie in einer Moschee.
Abends waren wir einige Male bei Leo und Heidchen Schröfl. Leo war der
Sohn eines Bruders meines Schwiegervater und der Schwester meiner Schwiegermutter.
Wir freuten uns alle über das Beisammensein. Bei den beiden wohnte auch
eine Schwester Heidchens, Elfriede Elmer, eine Lehrerin und bekannte Jugendschriftstellerin.
Leo war Archtitekt, aber schon damals nicht gesund. Er ist während der
Kriegszeit gestorben; die beiden Frauen aber begingen bei Beendigung des Krieges
Selbstmord.
Aber von dem traurigen 1945 zurück zu 1937. Wir fuhren von Berlin nach Dresden, wo wir Karl Glanschnig, den Stiefsohn meines Schwagers Heinrich besuchten. Er hatte 1930 geheiratet und auf seiner Hochzeitsreise auch einen Abstecher zu uns nach Weidlingau gemacht; gerade als ich mit Werner vom Spital heimkam. Von Berlin nach Dresden waren wir mit einem 150 km schnellen Zug gefahren, für die damalige Zeit ein seltenes Tempo. Von dem, war wir damals in Dresden besichtigten, ist heute kaum etwas vorhanden, da die Stadt im Krieg fast ganz zerbombt wurde. Als wir Jahre nach dem Krieg wieder einmal in Dresden waren, freute sich Hanni, Karls Frau, besonders über Orangen und Schokolade, die wir mitbrachten. Die Zuteilung an Lebensmitteln war damals in Ostdeutschland denkbar schleckt und das 12 oder 15 Jahre nach Kriegsende.
1938 fiel der Urlaub schon in die Zeit nach Hitlers Einzug in Österreich.
Aber noch vor dem gemeinsamen Urlaub fuhr ich, nachdem die Unterbringung der
Kinder gelöst war, am 19. April zu Vater nach Sofia. Es sollte der Besuch
wohl kürzer sein, dauerte aber über Vaters Drängen bis 28. Mai.
In der Zeit in Sofia machten wir Ausflüge auf die Witoscha, einen 2400
m hohen Berg bei Sofia. Auch eine Rundreise durch einige der größeren
Städte Bulgariens unternahmen wir. Tirnowo, Plovdiv, Schumen, Stara Zagora
waren wohl die interessantesten der Städte. Näheres beschreibe ich
in den Briefen von 1938 an die Buben.
Nun, wir kamen am 28. Mai mit Katja, der 14 jährigen Tochter von Vaters
Hausleuten nach Wien und fuhren nach Schulschluß nach Mittelberg bei Langenlois.
Außer uns waren auch Wentys und Körblers dort. Wir hatten ein Häuschen,
Zimmer, Kabinett und Küche für uns allein. Die Gegend war waldreich,
es gab Heidelbeeren und uns zur Verfügung stehende alte Erdäpfel,
was uns sehr gut tat. Robert mußte bis 15. August Erntedienst tun in Steiermark.
Auch Trude war auch einige Zeit bei uns. Fredy arbeitete sehr fleißig
bei der Bäuerin, bei der Frau Wenty wohnte. Er melkte, pflügte, eggte
u.s.w. und eines Tages bekam ich einen Laib wunderbares schneeweißes Brot,
weil Fredy so brav half.
Vater mußte mit Katja wieder nach Sofia zurück; sie wären beide
noch gern geblieben. Wir hatten eine schöne Zeit verlebt, mit baden im
Kamp, mit Ausflügen und abends, wenn wir draußen saßen und
den Sternenhimmel betrachteten. Nachdem Vater schon fort war, besuchten wir
noch unter anderem zu viert die Rosenburg. Robert, Fredy, Trude Wenty und ich.
Die Burg war schön, doch die Straßen miserabel und die Räder
mußten es büßen.
Ein Urlaub war wieder zu Ende.
1939. Das war, glaube ich, einer der schönsten Urlaube, die ich mit Vater
verbrachte. Eine dreiwöchige Radtour. Wir fuhren mit der Bahn bis Kremsmünster,
von dort mit den Rädern weiter. Es muß am 10. August gewesen sein,
weil wir gerade zu Kriegsbeginn am 31. August heimkamen.
Also erster Tag von Kremsmünster nach Bad Hall, Sattled, Stadl Paura, Lambach,
Wolfsegg, Vöcklamarkt, Straßwalchen, Mattsee. So gut mir der See
und die Promenaden gefielen, dachte ich doch, ich möchte nicht ständig
dort sein. Von Mattsee ging es nach Lamprechtshausen, Oberndorf und Laufen nach
Waging. Es fiel uns leider auf, um wieviel sauberer die Orte in Deutschland
waren als in Österreich. In Waging kamen wir abends an und konnten noch
im See baden. Aufgefallen ist uns ein Haus besonders, weil es von der Mitte
weg einen ganz anderen Anstrich hatte. Ob es wohl feindliche Brüder waren,
die das Haus besaßen? Etwas für uns ganz außergewöhnliches
geschah auch an dem Abend. Wir tranken 1 ½ l Bier. Es war wohl sehr leicht.
Am zweiten Tag fuhren wir über Traunstein zum Chiemsee. Da wurde uns das
Baden allerdings durch eine Unmenge Bremsen verleidet, so fuhren wir weiter
nach Prien und landeten schließlich in Aschau bei Lina Plenk (Dont). Unser
Werner war schon länger dort auf Ferien, als Revanche für Linas Tochter
Herta, die 1938 bei uns war. Wir verbrachten zwei oder drei Tage dort; waren
auch bei einem Fest, wo geschuhplattelt wurde. Auch ein wunderbares Alpenglühen
entzückte uns und ein Wetterschießen gab es obendrein.
Nun, wir mußten weiter und Werner begleitete uns bis zur Grenze, trotzdem
der arme Kerl Mumps bekommen hatte.
Nun führte uns der Weg über Degerndorf und Kufstein nach Scheffau,
wo die Leute, bei denen wir zur Nacht blieben, gerade Schnaps brannten. Natürlich
wurde uns auch angeboten und Vater hatte bald einen leichten Schwips. Am nächsten
Tag kamen wir über Elmau, Going, St. Johann, Steinberge nach Lofer. Wir
bezogen Nachtquartier. Etwas besonders Schönes sah ich in Lofer: einen
tiefblauen Bach.
Über den Steinpaß und Schnizelreuth gelangten wir nach Bad Reichenhall.
Das war der einzige Ort und Tag, den es uns verregnete. Sonst hatten wir immer
strahlendes Wetter. Von Reichenhall ging’s nach Berchtesgaden und Hallein zur
nächsten Übernachtung. Am nächsten Morgen ging die Reise nach
Golling zu einem guten Gulasch und zur Besichtigung der Lammeröfen. Unterwegs
nach Scheffau (?) blieben wir in einem Gasthof. Dann aber ging es am nächsten
Morgen über den Paß Luegg mit 23 % Steigung. Wir konnten unsere Räder
ja schieben, aber so manches Auto und vor allem Motorrad blieb hängen.
„Ja, der Paß Luag, des is a Luada.“ So die Meinung eines Einheimischen.
Wir kamen d’rüber und über Werfen, Hütten, St. Martin, Annaberg,
Zwieselalm nach Gosau. Zwischen Gosau und Gosaumühle auf einmal ein großer
Knall. Mein Hinterreifen war geplatzt. Vater mußte nach Hallstatt einen
neuen zu besorgen. Ich wartete mit Sehnsucht auf seine Rückkehr. Wir konnten
dann in Gosaumühl im Försterhaus übernachten. Unser Fenster war
gleich neben dem Dach eines Nebengebäudes. Und wieder einmal wollte nachts
jemand fensterln, wie schon einst am Schneeberg.
Den anderen Tag lernten wir in Hallstatt den Cousin meines Schwiegervaters,
Albin Schröfl, kennen. er sah meinem Schwiegervater zum Verwechseln ähnlich.
Wir waren dann im Hallstätter Museum und gingen wieder den Malerweg nach
Waldbachstrub. Ein herrliches Fleckchen Erde! Ãœbernachtet haben wir im
Gasthaus „Waldbachstrub“, wo uns der Waldbach in den Schlaf rauschte.
Der kommende Tag führte uns dann über Obertraun und den sehr steilen
und noch mehr steinigen Koppen nach Bad Aussee, zu Robert Schröfl, dem
Sohn Albins. Bei ihm blieben wir einige Tage, machten Ausflüge nach Alt-Aussee
und rund um den Grundlsee und ruhten etwas aus.
Wie die Tour uns dann zum Erlaufsee führte, ist mir leider entfallen. Immerhin
ist es 41 Jahre her. Vom Erlaufsee über Maria Zell kamen wir wieder zu
Vaters Kollegen in Gußwerk. Dann über Wegscheid, Mürzsteg, Neuberg,
Mürzzuschlag, Semmering, Gloggnitz nach Wimpassing zu Robert. Robert machte
in der Zeit eine Ferialpraxis in Wimpassing. Wir verbrachten ein paar Stunden
miteinander; wir übernachteten in Neunkirchen.
Am 31. August fuhren wir auf der Südbahnstrecke nach Hause. Ein innerlich
und äußerlich sonniger Urlaub war zu Ende. Am nächsten Tag begann
der zweite Weltkrieg!
1940 machen wir wohl keinen regelrechten Urlaub, doch konnte ich Vater auf einer Kontrolltour in alle Hauptstädte Österreichs begleiten. Als Stadt gefiel mir eigentlich Graz am besten. Vielleicht auch, weil Frühling war und alles in Blüte stand. Der ganze Schloßberg war ein Blütenmeer. Schönes gab es natürlich überall und Vater suchte ja immer, mir alles Schöne zu zeigen. Daß wir bei einer Gondelbahnfahrt, der ersten meines Lebens, Pech hatten und anstatt schöner Berge nur Nebel sahen, war auch nicht das Ärgste.
Ab 1941 war unser ständiger Sommeraufenthalt in Stang bei Kirchschlag. Vaters Freund Wenty war in der Gegend als Vermessungsbeamter tätig und hatte für uns eine preiswerte Sommerwohnung gefunden. Dies hatte dies noch außerdem den Vorteil, daß wir beim Wirt, Beisteiner, das Essen mittags ohne Marken bekamen. Auch von Frau Rasner, unserer Hausfrau, erhielten wir ihre und ihrer Kinder Buttermarken, weil sie genügend Schmalz hatten. Überdies gab es für mich da und dort bei den Leuten zu nähen, was alles in Naturalien abgegolten wurde. So hatten wir auch daheim eine Zubuße.
In den Jahren 1941 bis 1950 war sonst nicht viel von Bedeutung. Vater fuhr
oft, wenn ich allein draußen war, Samstag mittag (es wurde vormittag noch
gearbeitet) von Wien mit dem Rad zu mir und Sonntag nachmittag wieder zurück.
Ob das Erholung war? Aber er wollte ja, daß ich möglichst lange draußen
bleibe; wollte mich aber doch nicht entbehren. Als Fredy dann ein Motorrad hatte,
borgten wir uns das des öfteren und fuhren nach Lockenhaus in die Stoffabrik.
Es gab dort billige Stoffe, was natürlich bei unserem Bedarf sehr günstig
war. Noch nähte ich das meiste selbst, auch für meine großen
Söhne.
In der Zeit zwischen 1941 und 1950, wahrscheinlich 1946, waren Vater und ich
bei den evakuierten Störs in Uttendorf und in Schärding bei Trude.
Fritz war damals in der Nähe in der Lungenheilanstalt.
1950 besuchten wir, wie schon oft vorher, Wentys in Aigen, ca. 5/4 Gehstunden
von Stang entfernt. Der Hausherr Wentys, Herr Handler, fragte Vater, ob er nicht
mit ihm in sein Heimathaus fahren möchte. Vater sagte sofort zu, und da
das Haus Herrn Handlers bis auf eine Wohnung frei stand, machten die beiden
Herren aus, daß wir dort eine Jahreswohnung übernehmen sollten. Näheres
in Vaters Bericht „Wie Mutter und ich in Klingfurth heimisch wurden.“
Nun sind wir allerdings seit 1951 in Klingfurth, machten aber fast jedes Jahr
irgendeine Autobusfahrt oder auch irgendwo anders Urlaub. So war Vater mit Werner,
Gerti und ihrer Mutter in Caorle, später, 1956 auch mit mir, Onkel Rudolf
und Grete Appel, inoffiziell Rudolfs zweite Frau.
Einmal fuhr Vater mit Fredy und Trude nur so weg; ich bekam ein Telegramm: „sind
in Caorle“. Na, da fällt mir ein: Ich schrieb gar nicht, daß
wir von Caorle aus in Triest waren, dort das Meeresmuseum, Schloß Miramare
und einen sehr interessanten Leuchtturm besichtigten. Während der Fahrt
waren wir auch in Aquiläa. Auf der Heimreise von Caorle machten wir in
Venedig Station. So wurde das Versäumte der Hochzeitsreise nachgeholt.
Einen Urlaub verbrachten wir in Gries bei Sellrain. Von dort gab es wunderschöne
Spaziergänge und stundenlang hätte ich bei dem Gebirgswasser sitzen
können und den springenden Wellen zusehen. Es war im Juni; die Almen waren
ganz rot vom Almrausch. Einen Ausflug machten wir von Kühtei aus zu den
Finstertalerseen. Oben sahen wir ein winziges schwarzes Eidechslein; es war
so herzig auf dem weißen Schnee. Nun, da es eben im Juni war, fiel auch
das Abbrennen der Johannesfeuer in die Zeit unseres Urlaubs. Leider war schon
zwei Tage vorher Schlechtwetter, so wurde allgemein angenommen, daß die
Feuer nicht entzündet würden. Es blieb alles im Hotel, nur ein Ehepaar,
Vater und ich gingen spazieren. Da sahen wir es auf einmal aufflammen. Entlang
der Nordkette ein Feuer neben dem anderen, brennende Autoreifen ließ man
von oben herunterrollen. Es war einfach herrlich und trotzdem wir 30 km weit
weg waren, wunderbar zu sehen. Wir waren auf der Fahrt nach Gries in Innsbruck
und auch auf der Nordkette, hatten auch herrliche Aussicht, aber noch schöner
waren diese Feuer.
Chronologisch kann ich diese Urlaubsfahrten nicht bringen, weil ich mir die
Aufeinanderfolge nicht merkte. Sternfahrten machten wir von Lag in Südtirol,
z. Bsp. zu Laurins Rosengärtlein, nach Kaminetto und anderen schönen
Gegenden.
Andere Sternfahrten machten wir von Bregenz aus, nach Lindau, wo ich allerdings
schon 1943 war, als Robert im Lazarett in Dürheim in der Nähe von
Donaueschingen war. Ich begleitete damals Werner nach den Weihnachtsferien nach
Sonthofen. Von dort fuhr ich dann zu dem damals schwerkranken Robert. So weh
mir damals um Robert war, so hat mich doch der Schwarzwald entzückt. Ich
erinnere mich, daß ich Robert einen herrlichen Fichtenast mit vielen Zapfen
aus dem Walde brachte. Auf der Heimfahrt mußte ich eine Nacht in dem kleinen
eiskalten Wartesaal von Lindau zubringen, hatte dann aber das Glück, am
Morgen die verschneiten Schweizer Berge zu sehen. Ein unvergeßlicher Anblick!
Nun, auch von Bregenz fuhren wir 1965 nach Lindau und von Lindau auch auf die
Insel Mainau, wo uns die herrlichen Sträucher und Blumen entzückten.
Auch schöne große Papageien waren dort.
Diese Art Fahrten waren schön, schon deshalb, weil man ein Standquartier
hatte und doch das Sehenswerteste gezeigt bekam, viel Zeit aber auch zur eigenen
Verfügung hatte. Bei der Hinfahrt nach Bregenz hatten wir allerdings Pech.
Unser Autobus war sehr schlecht heizbar. Wurde die Heizung ausgeschaltet, war
es eisig kalt, ich glaube, es war Mai, war eingeschaltet, wurde es zwar wärmer,
stank aber so erbärmlich, daß man es nicht aushielt. Und als wir
über den Arlberg fuhren, blieb der Bus im Schnee stecken und erst nach
vielen Machinationen kamen wir spätabends nach Feldkirch, in unser Zwischenquartier.
Die anderen Tage waren jedenfalls schön und wir haben die Fahrt nicht bereut
Ein schönes Erlebnis dieser Art war auch Ischgl, 1964. Das fing zwar auch
mit Pech an, wurde aber besonders schön. Wir fuhren an einem Sonntagmorgen
ab. Es regnete und wir, oder besser der Chauffeur merkte schon, daß der
Bus nicht in Ordnung war. Der Mann selbst war auch sehr schlecht gelaunt, also
keine gute Stimmung. Wir kamen nur bis zu einem Rasthaus bei Amstetten, dort
wurde dann erklärt, daß der Fahrer keine Garantie für die reibungslose
Fahrt übernehmen könne, er also lieber nach Wien zurückfährt.
So kamen wir abends, noch immer im Regen, wieder heim, um am nächsten Morgen
die Fahrt wieder zu beginnen. Und diesmal hatten wir Glück. Da nur mehr
8 Personen blieben, fuhren wir mit einem Kleinbus, geführt von einem jungen
Studenten, der heiter war und uns über alles berichtete. Auch die wenigen
Insassen waren sehr angenehm. Es wurde überhaupt nicht geraucht und nur
wenig getrunken.
Von Ischgl waren wir mit der Gondelbahn auf der Silvretta, wo uns die putzigen
Murmeltiere sehr erheiterten. Die Aussicht war sehr schön. Sonderbar kam
es uns nur vor, daß wir oben keine Milch bekamen, trotz der weidenden
Kühe. Die Milch wurde alle durch große Rohre in’s Tal zur Molkerei
geleitet.
Ein Tag wurde dazu verwendet, um an den Silvretta-Stausee zu fahren und über
die Silvrettastraße nach Davos zu kommen (23 oder 26 Kurven). Von Davos
mit der Gondelbahn auf den Weißfluh (2840 m). Wir hatten Glück dabei.
Es war prachtvolle Aussicht. Alle Berge ringsum waren in schönstem Sonnenglanz
zu sehen und wir standen mitten darin. Von Davos ging es über den Fluelapaß
wieder heim nach Ischgl.
An einem anderen Tag besichtigten wir ein im Bau befindliches Stauwerk. Das
war natürlich sehr interessant, es existieren auch einige Dias davon, wie
Vater ja immer Aufnahmen von allen Fahrten machte. Wenn ich nicht irre, war
das Stauwerk bei Gaschurn. Schöne Spaziergänge waren von Ischgl aus
auch zu machen, so waren wir vollauf befriedigt. Heim fuhren wir dann über
Berchtesgaden; auch von dieser Fahrt nahmen wir noch allerhand Schönes
und Sehenswertes in unserem Inneren mit.
Einmal machten wir, Vater und ich, eine längere Tour zu und um alle Salzkammergutseen.
Wir hatten und Fredys Motorrad ausgeborgt und ich muß sagen, es war das
für mich angenehmer als eine Autofahrt und doch weniger anstrengend als
eine Radpartie. In späterer Zeit kaufte sich Vater einen Roller, mit dem
wir viele kleinere Fahrten machten.
Nun, aber bei der Motorradtour passierte uns etwas Tragikkomisches. Auf der
Hinfahrt über die Strengberge wollte das Rad auf einmal nicht mehr. Wir
waren just oben. Vater dachte, er müsse die Zündkerzen auswechseln.
Dabei verbrannte er sich, in gewohnter Ungeduld, die Hände und das Rad
lief trotzdem nicht. Nun schoben wir teils, teils fuhren wir bergab ohne Benzin.
Im nächsten Städtchen gingen wir zum Mechaniker. Der trat das Rad
an und es fuhr wie ein Glöckerl. Es war nur bei der Bergfahrt zu heiß
gelaufen und hätten wir es auskühlen lassen, wäre gar nichts
gewesen. Na, schön war’s doch.
1963 hatten wir auch eine Glocknerfahrt gemacht. Diesmal wieder mit Autobus
und Emmy als Begleitung. Wir fuhren wieder über Hallein und Hallstatt zum
Waldbachstrub, wo wir schon einmal über Nacht blieben. Ein zweites Mal
übernachteten wir in Mörtschach, von dort stammen unsere Hängepflanzen.
Auch waren wir 1963 auf der Insel Rab in Jugoslawien. War eine sehr schöne
Fahrt, ab Ragusa auf dem Meer. In Rab blieben wir 14 Tage und es gibt viele
Dias von dort. Und sonderbarerweise vertrug ich in Rab auch das Baden im Meer.
Täglich gingen wir durch einen herrlichen Park, der gegen das Meer durch
tief herunterhängende Pinien abgegrenzt wurde, in’s Bad. Eine prachtvolle
sorgenlose Zeit. Einmal machten wir auch mit unserem Hausherrn, einem Fischer,
eine Fahrt im Segelboot und mir wurde nicht einmal übel. Heim ging es dann
der Küste entlang über Pola, wo wir auf den Steinsitzen des Kolosseums
saßen. Vorstellung war aber keine.
1965, glaube ich, war Vater mit Emmy in Savudria. Auch davon gibt es schöne Dias. Ich blieb daheim.
1966 fuhren wir privat mit Bahn und Bus nach Kals im Lesachtal. Und wiederum
war es eine wunderschöne Zeit. Unsere Dackelhündin Moni, noch keine
zwei Jahre alt, machte unsere täglichen Wanderungen von mindestens 5 Stunden
immer mit. Auch fuhren wir einmal per Sessellift auf den Glocknerblick, Moni
hatte ich in einer Netztasche bei mir.
Einmal wieder waren wir auf einer Alm und ich dachte, das kleine Hunderl wird
sehr müde sein; anstatt dessen aber flog das kleine Ding zwischen Felsen
und Almrauschbüschen hin und her, daß es für uns eine Freude
war. Wir sahen von dort aus auch einige Gemsen in den Felsen.
Über Großdorf kamen wir zur Dabaklamm und den Bach aufwärts
standen noch viele kleine Mühlen. Schön und interessant. Weiter ging
es an vielen, vielen herabfließenden Bächlein, fast Wasserfällen,
vorbei. Damals wurde das Tauernkraftwerk geplant und überall wurde schon
vermessen. Heute ist das ganze Tal samt Tauernhaus wahrscheinlich unter Wasser.
Für den 19. Juni war in Kals ein großer Umzug geplant. Was es für
einen Heiligen zu feiern galt, weiß ich nicht, aber als wir am 19. aufwachten,
trauten wir unseren Augen nicht. Die ganzen Berge ringsum waren dicht mit Schnee
bedeckt. Na, der Umzug wurde doch abgehalten, schon durch die schönen Trachten
für uns sehr interessant. Auch davon gibt es viele Dias.
1967 waren wir mit Hermi Plochberger in Niedernsill. Von dort gab es wieder
Sternfahrten, zum Beispiel nach Kaprun und hinaus zum Stausee. Auch zum Krimmler
Wasserfall.
1967 waren wir auch zum letzten Mal in Bulgarien. Diesmal nur in Sofia und in
Plovdiv, um unsere Bekannten zu besuchen. Es war noch nirgends ein Normalzustand.
Alles im Verhältnis zum Einkommen viel teurer als bei uns; vieles auch
nicht zu bekommen.
1968 war Vater mit Fam. Stör in St. Ulrich. Ich war diesmal daheim geblieben, war aber bei einer Durchfahrt aus Lag einmal dort in St. Ulrich gewesen. Es hat mir da die Holzschnitzerei sehr gefallen; ganz besonders die Gruppe in der Kirche. Sie stellt eine Reiterin mit einem Bettler dar, so natürlich, als würden sie leben.
1969 war Vater mit Emmy in Vodice in Jugoslawien. Ich blieb wieder daheim.
Ich war ja ab 1954 Jahr um Jahr in Schallerbach, in dem Wochenendhaus von Wiesingers,
unseren Linzer Bekannten. Da das Häuschen abseits der Straße inmitten
eines großen Gartens liegt, fühlte ich mich dort besonders wohl.
Verlassen mußte ich das Domizil nur, um ins Bad zu gehen.
Im ersten Jahr war ich allein dort, konnte im Garten sitzen und lesen nach Herzenslust.
Morgens weckten mich die Sonne und eine Amsel, die vor meinem Fenster sang;
einmal bemühte ich mich, den Gesang in Noten zu fassen; ob mir das heute
noch gelänge, weiß ich nicht. Die Noten von damals sind verlorengegangen.
Im zweiten Jahr hatte ich die sechsjährige Lisl bei mir. Wie sie sagte,
kam sie sich vor wie im Paradies. Zweimal war ich mit meiner Cousine Julie beisammen.
Die meisten der 19 Jahre, die ich die Kur in Schallerbach machte, war aber Vater
mit mir. Auch er fühlte sich wohl dort; da er gern Menschen um sich hatte,
war es für ihn schön, im Park spazieren zu gehen. Einmal fuhr Vater
auch von Schallerbach nach Bad Aussee, zu seinem gleichnamigen Vetter. Und als
wir das letzte Mal von Schallerbach heimfuhren, ging es mit der Pyhrnbahn nach
Liezen zu meiner Cousine Julie. Sie und ihr Mann haben sich ja in Liezen ein
sehr schönes Haus mit sehr viel Eigenarbeit gebaut. Es war eine wunderschöne
Fahrt und ein herrliches Beisammensein.
1971 war dann unsere letzte Auslandsreise: nach Spanien. Und trotz der düsteren
Prognose unseres Arztes Dr. Pichler, daß das Sterben im Ausland teuer sei,
kamen wir gut wieder nach Hause.
Wir fuhren im Mai weg, wieder in Begleitung Emmys. Es ging wieder unter der
Trissanerbrücke durch nach Landeck, zum Arlberg, diesmal ohne Schwierigkeiten,
nach Bern. Während der Fahrt trennten wir uns für eine Nacht und einen
halben Tag von dem Autobus und Emmy. Der Bus fuhr mit den Insassen nach Davos
und auf das Weißfluh, wir per Bahn nach Zürich zu Heinz Glanschnig.
Am nächsten Mittag trafen wir wieder mit dem Autobus zusammen und fuhren
nach Lyon. Vor Lyon sahen wir ein herrliches Aquädukt aus der Römerzeit
(Dias). Am nächsten Tag kamen wir schon am Endziel Calella an. Die Strecke
war hauptsächlich durch Weinberge oder besser Gärten, da alles eben
war, gegangen. Das Gebirge hatten wir rechts liegen gelassen.
In Calella gefiel es uns gut, doch war es für die Jahreszeit zu kalt. Man
konnte trotz des lockenden Meeres nicht baden und nachts mußten wir noch
unsere Mäntel als Zusatz zum Zudecken nehmen. Es gab doch nur einfache
Fenster und keinerlei Heizung; Ii der Halle und im Speisesaal wurden daher elektrische
Öfen aufgestellt. Das Essen aber war sehr gut und Spaziergänge konnte
man viele machen. Oben in den Wäldern wuchs auf den Bäumen Johannesbrot
(Boxhörndln).
Von Calella fuhren wir zweimal nach Barcelona. Einmal, um die Stadt zu besichtigen.
Sehr beeindruckt hat uns der Dom und auch die von Gaudi geschaffene Kirche.
Letztere allerdings nur durch ihre Eigenart, weniger durch Schönheit. Aber
darüber läßt sich natürlich wie bei jeder Kunst streiten.
Herrlich war der Blumenmarkt, der sich beiderseits einer langen und sehr breiten
Straße dehnte. Auffällig war für uns der Bau der Häuser,
die bei jeder Kreuzung gewissermaßen abgerundet sind. Für Interessenten
war die Möglichkeit, einem Stierkampf beizuwohnen, wir aber zogen die Besichtigung
der Parks vor. Leider war Emmy so müde und hungrig, daß wir erst
nach Sperre zum Zoo gelangten. Hat mir des weißen Affens wegen, der dort
war, sehr leid getan.
Am Rückweg von Barcelona war ein Häuschen, in dem nur Schnäpse
verkauft wurden. Es waren ca 20 bis 30 kleine Fässer aufgestellt, die man
alle ausprobieren konnte, für manche unserer Gefährten eine gefährliche
Sache, doch für die Nüchternen eine Belustigung. Viele kauften einige
Liter von dem Gekosteten. Wir begnügten uns damit, ein Stamperl, ohne Schnaps,
zum Andenken zu erwerben.
Noch ein anderes Mal fuhren wir nach Barcelona. Diesmal abends in eine Art Bar,
wo spanische Tänze zu einer furchtbar lauten Musik aufgeführt wurden.
Die wunderschön beleuchtete Straße und der beleuchtete Leuchtturm
waren am Heimweg nach Calella das Schönste an der Tour.
Einen Tag fuhren wir durch einen Wald von Gummibäumen zur Goldküste.
Gummi wird ähnlich abgezapft wie bei uns in den Föhrenwäldern
das Pech. Während dieser Fahrt kamen wir nach Blanes, einem prächtigen
botanischen Garten. Ein Blumenparadies. Weniger gut gefiel uns der unten liegende
Fischmarkt. Die zu verkaufenden Tintenfische waren für unsere Begriffe
zu unappetitlich. Auf dem Weg nach Calella lag auch das sogenannte Spanische
Dorf. Es ist dies eine Zusammenstellung verschiedener Baustile Spaniens. Sehr
interessant. Gleich zu Beginn nach dem Eingang in das Dorf gibt es eine Glasbläserei,
die uns auch sehr interessierte. In der Nähe des Spanischen Dorfes waren
herrliche Springbrunnen; sowohl in Formen wie auch in Farben mannigfach veränderlich
(siehe Dias).
Das Imposanteste aber ist wohl das hochgelegene Mont-Serrat, das Kloster mit
der schwarzen Madonna, das wir bei der Reise auch besuchten. Die Madonna soll
noch oberhalb des Klosters in einer Felsenhöhle gefunden worden sein. In
den tieferen Räumen des Klosters ist ein großer Kaufladen eingerichtet,
man lebt natürlich von den Touristen. Ein wunderschöner Knabenchor
besteht und wir kauften uns eine kleine Schallplatte; für eine große
hat es nicht gereicht.
Nun ging es aber wieder heim. Diesmal über die Riviera. Leider war es in
diesem Jahr so kalt, daß von den Blüten nur ganz wenig zu sehen war.
Wir kamen über Nizza und Monaco nach Mailand. In Nizza waren wir nur kurz;
es fiel mir bloß auf, wie sehr die Platanen zusammengestutzt waren. In
Monaco sahen wir mittags die Wachablöse. Fast wie in Kaisers Zeiten. Das
Kasino sahen wir uns nur von außen an. Wir hatten keine Lust, Geld dort
zu lassen. Im Park vor dem Kasino fiel mir ein Baum auf, der eine ähnlich
fließende Form hatte, wie die Kirche von Gaudi in Barcelona. Das Meeresmuseum
zu besuchen, blieb uns leider keine Zeit. Das ist ja der Nachteil solcher Busfahrten,
daß man eben gebunden ist.
Nun, Mailand wartete auf uns. Was das Sonderbare war, wir kamen eben nach Mailand,
als die erste Mondlandung war. Da konnten wir sie in einem Fotoladen inmitten
eines großen Durchhauses rechts vom Dom sehen. Der Dom selbst ist prächtig.
Wie man uns sagte, hat er 138 Türme und Türmchen. Auch das prachtvolle
Tor und das Innere der Kirche ist wunderschön. Weit weniger gefiel mir
die so berühmte Scala. Aber da sind wohl die Stimmen wichtiger als die
äußere Schönheit des Gebäudes. Wir besichtigten noch die
drei aus Blumen gezogenen Schiffe neben der Stiege, die vom Domplatz aufwärts
führt.
Nun ging es heimzu. Ob wir nun auf dieser oder einer früheren Heimfahrt
die Tropfsteinhöhlen Laibachs und das Gestüt der Lippizaner besuchten?
Ob es nicht doch eher auf der Fahrt von Lag war, weiß ich nicht mehr.
Auch machten wir einmal eine Achttagefahrt über Varasdin zu den Plitwitzer
Seen. Da wohnten wir einmal in einem halbverfallenen Schloß mit einem
Garten mit uralten Bäumen; bei den Seen aber in einem ganz modernen Hotel,
Zimmer mit Bad und Telefon. Die Seen waren sehr, sehr schön. In Varasdin
mußten wir eines Umzuges wegen zwei Stunden auf die Weiterfahrt warten,
doch war der Umzug schön und farbenprächtig.
So fällt mir immer noch etwas ein, doch weiß ich manchmal nicht mehr,
wann es war. Das müßt Ihr meinem 85jährigen Gehirn zugute halten.
Einmal waren wir auch 8 Tage in Puchberg, fuhren auf den Schneeberg und wanderten
zur Fischerhütte.
1972 waren wir drei Wochen in St. Corona am Wechsel. Wir gingen auch einmal von dort auf den Kampstein, doch hat Vaters Herz die dünne Luft oben nicht mehr vertragen, während ich mich zwischen 1200 und 1500 m pudelwohl fühlte. Wir blieben also unten und verbrachten auch da eine schöne Zeit.
1973 waren wir nur im Mai in Schallerbach. Vater hatte dann im Juli zwei leichte Schlaganfälle, was ein weiteres Reisen verhinderte.
1974 zu Ostern mußte Vater zu einer Gallenblasenoperation in’s Spital und als er zu Pfingsten heimkam, gingen wir nur auf drei Wochen nach Tatzmannsdorf, damit er sich erholen kann. 1975 kam dann ein sehr schwerer Schlaganfall für Vater und es ist wahrscheinlich nur seinem Lebenswillen zu verdanken, daß er sich doch wieder ganz erholte. Wir blieben natürlich daheim. Ich glaube, auch 1976, trotzdem Vater sich sehr gut erholt hatte und doch wieder längere Spaziergänge machte.
1977 fuhren wir im Mai auf 14 Tage nach Kirchschlag, um wieder einmal alle unsere lieben Bekannten zu sehen. Man hat uns überall liebevoll empfangen, mit dem Auto abgeholt und anderswo hingebracht, so daß es leicht war, alle zu besuchen. Für Vater war es der letzte Urlaub. Ich bin nur 1980 noch einmal nach Stang und Kirchschlag gefahren.
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