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Herkunft der Familiennamen

Schröfl

Der Name Schröfl findet sich ursprünglich in vier Gebieten: dem oberen Ennstal (später in Steyr), dem Salzkammergut, dem Waldviertel und der Gegend südlich von München. Ob die vier Populationen miteinander verwandt sind, weiß ich nicht. Sittig vermutet in „Die Schröffl in der Pfarre Gröbming“ (ZHVSteiermark 46, 1955), daß die Ausseer Schröfl von einer dort ansäßigen Kleinbauernfamilie stammen, die nicht mit den Ennstalern verwandt waren. Ob die bayrische Population von ennstaler Exulanten stammt, die nach dem 30jhrg. Krieg die verwaisten Höfe übernommen haben, ob der namensgebende ennstaler Hofname Schröfl von bayrischen Einwanderern stammt, oder ob es sich tatsächlich um zwei unabhängige Bildungen des gleichen Namens handelt, kann ich derzeit noch nicht sagen. Da mir die waldviertler Schröfl derzeit erst ab dem 19. Jahrhundert bekannt sind, kann ich auch über deren Herkunft keine gesicherte Aussage machen.

Heute ist der Name Schröfl noch im Ennstal und der Umgebung Münchens geläufig. In Wien und dem Wiener Becken leben Nachfahren mehrerer ursprünglicher Familien. Ebenso in Graz und einigen Orten der Steiermark, Salzburgs und Oberösterreichs. In Steyr, wo die Schröfl zu großem Wohlstand gelangten, ist der Name heute nicht mehr zu finden. In den Großstädten ist die Trennung der einzelnen Linien sehr schwierig, und es ist nur der dankenswerten Mithilfe Einiger zu verdanken, daß hier eine Differenzierung möglich ist.

Die erste mir bekannte Erwähnung (um 1400, Urbar d. Herrschaft Haus, zitiert in: Pirchegger 1952, Geschichte Gröbmings) des Namens Schröfl ist eine Schröfl-Hube in Gatschberg an der Einmündung der Sölktäler ins Ennstal. Ein Bewohner dieser Hube, Thoman, wurde 1541 erst Schröffler, später Schröffl genannt. Dieser Familienname wurde später auf einige andere Höfe in der Umgebung übertragen. Die Familie breitete sich im oberen Ennstal aus, ein Zweig wurde 1599 in der Gegenreformation nach Steyr vertrieben. Die früheste mir bekannte Erwähnung des Namens in Bayern ist 1494 in Fronloh (Michl Schröfl).

Für den Entstehung des Namens Schröfl sind mehrere Deutungen möglich. Bei der Zusammenstellung waren mir Frau Mag. Dr. Erika Windberger-Heidenkummer vom Germanistikinstitut der Universität Graz, Frau Dr. Elisabeth Schuster von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sowie Herr Dr. Heinz Dieter Pohl mit ausführlichen Informationen behilflich, wofür ich mich dieser Stelle herzlich bedanke!

Ableitung von schrefeln (zerkleinern):

  • schrefln: nagen, kratzen, ritzen, Einschnitte machen
  • Schrêfl, Schrêfile: Kleinholz
  • Schröffl: Holzscheit aus weichem Holz
  • Die Maus schrefelt an einer Brotrinde.
  • Der Krautkopf wird geschrefelt (erhält Einschnitte), ehe man ihn in den Stock des Krautschneiders legt.
  • Holz schrefeln sagt man, wenn die Scheiter klein gespalten werden.

Etymologie:

indogermanisch *(s)kerb(h)-, *(s)kreb(h)-: eine Erweiterung zu *(s)ker-: schneiden
germanisch *screfan: schneiden, kratzen
althochdeutsch (850-1050) screfôn: erschlossen, giscrefon:„einschneiden“ (9.Jh.), (die) skrefunga , nur ein einziger Beleg aus der Glossenüberlieferung (1070) „Einschnitt“, für lat. incisio ? (vgl. Köbler 1993, 972), Parallelen dieses Wortes in anderen germanischen Sprachen vorhanden
mittelhochdeutsch (1050-1350 schrëffen, schraffen, schrëven „reißen, ritzen, kratzen“
frühneuhochdeutsch: im 15. Jh. mit Konsonantenschärfung: schrepfen, schröpfen „reißen, ritzen, zur Ader lassen“ (urspr. durch Ritzen der Haut mit Lanzette), also eine fachspezifische Bedeutungsverengung, die heute noch bekannt ist.
neuhochdeutsch: schröpfen wird aus der Gebrauchssphäre der spätmittelalterlichen Heilkunde herausgehoben und im 17. Jh. in einem neuen Kontext übertragen gebraucht: jemanden um sein Geld bringen, ihm zuviel abnehmen.

Benennungsmotiv:

Person (anthroponymischer Ausgangspunkt):

1. Schrefl als „einer, der gut bzw. professionell Holz in Schrefln spaltet“? Dagegen spricht die Wortbildung, denn zu erwarten wäre eine deverbative Bildung mit -er (Nomen agentis): Schrefler, dann hyperkorrekt mit gerundetem Vokal Schröf(f)ler
2. metaphorisch: jmd. wurde als Schrefl „Kleinholz“ bezeichnet, Motiv mangels sprachhistorischer Detailkenntnisse nicht zu klären.
3. Die medizinische Bedeutung kann eher ausgeschlossen werden, das Urbar von 1400 spricht von einer Bauernhube.

Orts- und Gewässernamen (toponymischer Ausgangspunkt):

Die Flurnamen Schröflwald und der Gewässernamen Schröflbach stehen sicher lagemäßig und benennungsmotivisch (effizientere Orientierung) miteinander in Verbindung. Passt hier Holz?

Hofname (chorionymischer Ausgangspunkt):

Motiv wäre, dass dieses Holzspalten in Schrefln bzw. Ähnliches dort stattfindet.

Namen:

Finsterwalder (1990) weist Schreffl und Schreffler als Tiroler Familiennamen nach, wobei er für Schreffler den etymologischen Ansatz schrefeln = „Scheiter klein spalten“ oder „Kraut schneiden“ sowie metaphorisch „plaudern“ wählt. Mit Scheiter und Kraut haben wir einen typischen Kontext für das zentrale Verb. Ähnlich bei Gottschald: Schröflbauer: zu bayer. „Kraut schneiden“ (vgl. Gottschald 1942). Das Verb ist auch in Schmellers Bayerischem Wörterbuch (vgl. Schmeller 1877) enthalten:

Ableitung von Schrofen (=zerklüfteter, scharfer Fels):

Subst. der Schroffen, Adj. schroff „zerklüftet, steil aufsteigend oder abfallend“; das Adj. schroff ist eine Rückbildung (um 1500) aus Schroffen „Felsklippe, zerklüfteter Fels“

Etymologie:

indogermanisch *(s)kerp-, *(s)krep-: ebenso eine Erweiterung zu *(s)ker- : schneiden
althochdeutsch (850-1050) keine Belege vorhanden
mittelhochdeutsch (1050-1350 schroffe, schrave „rauer, zerklüfteter Fels, Felswand“, mhd. schraf „Felskopf, zerklüfteter Fels, Steingeröll“, dazu: mhd. schruffen „spalten“
neuhochdeutsch: Schroffen: Felsen

Benennungsmotiv:

Hofname (chorionymischer Ausgangspunkt):

Hof neben einem kleinen Steingeröll als Schrefl- bzw. Schröfl-Hube (Lagedetermination) zu mhd. schroffe und schraf, jeweils mit regelhaft nachvollziehbarer Lautentwicklung. Person, die dort lebt, wäre dann der Schrefl oder Schröfl

Orts- und Gewässernamen (toponymischer Ausgangspunkt):

Schröflwald und Schröflbach in einem zerklüfteten, mit Steingeröll bedeckten Gelände? Ob es in der Nähe des Schröfflgutes entsprechende Felsen gibt, muß ich erst überprüfen.

Allerdings bemerkte Frau Dr. Elisabeth Schuster (Österreichische Akademie der Wissenschaften): „Da das Gattungswort „Schrofe“ laut unseren Dialektsammlungen nie im Diminutiv (= Verkleinerungsform) belegt ist (was bei der Bezeichnung einer Felsformation auch ungewöhnlich wäre, da Diminutiva ja eine Abschwächung bzw. Verkleinerung bedeuten), gehe ich davon aus, daß es bereits im Hofnamen Personenbezeichnung und eben kein Flurname war - normalerweise sind die Höfe nach ihren ursprünglichen Besitzern benannt.“

Wichtig: der übertragene Gebrauch von schroff für „unfreundlich abweisend“ erst ab dem 17. Jh. (vgl. Pfeifer 1999, 1244), daher als Merkmal einer Person kein altes Benennungsmotiv!

Namen:

Schroff: Ortsname zu mittelhochdeutsch schroffe, schrave „rauer, zerklüfteter Fels“
Daraus Namen: Schraft, Schrofner, Schröffl, Schruff; Schräfle, Schrauf, Schrüffer, Schroffenegger (vgl. Heintze-Cascorbi 1933, 432) und ähnlich wieder bei Gottschald: Schröffl u.a. zu „Felsenwand“ (vgl. Gottschald 1942, 425)

Weitere Familien- und Flurnamen

Tirol: Schreffl, Schreffler
Kärnten: Schrefelhof
Vorarlberg: Schröfle
Oberösterreich: Schrofler

 

 


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